Hilft es dem Klima, wenn wir überall Bäume pflanzen?
Die Temperaturen haben im Mai wieder Rekordwerte erreicht. Würden mehr Bäume und Wälder die Klimaerwärmung stoppen?
So früh wie dieses Jahr ist die Hitze noch nie auf über 30 Grad Celsius gestiegen: In Visp wurde der erste Hitzetag bereits am 15. Mai registriert. Der bisher früheste Hitzetag seit Messbeginn im Jahr 1959 lag dort am 23. Mai 2009, wie das Medienportal Watson.ch berichtete.
Die Zeichen sind untrüglich und mehren sich: Das Klima erwärmt sich. Und zwar rasant.
Grüne Flächen mit Rasen und Bäumen in Städten und Wälder helfen, die Temperaturen weniger stark ansteigen zu lassen, sie haben einen kühlenden Effekt. Bäume nehmen zudem Kohlenstoff, der die Klimaerwärmung beschleunigt, auf. Darum stellt sich die Frage: Hilft es, Bäume gegen den Klimawandel zu pflanzen?
Nur begrenzt, sagt Dunja L. Meyer vom Bergwaldprojekt, das von USZIT finanziell unterstützt wird. «Wer einen Baum pflanzt oder pflanzen lässt, hat zwar Gutes getan, aber weder die Welt noch das Klima gerettet.» Sie geht sogar noch weiter: «Um namhaft Kohlenstoff zu speichern, taugt Bäumepflanzen wenig», schreibt sie in einem Artikel. Selbst wenn alle sinnvoll aufforstbaren Flächen dieses Planeten mit Bäumen bepflanzt würden, würde das noch nicht reichen, zitiert sie darin Harald Bugmann, Professor für Waldökologie an der ETH Zürich. «Dies entspräche langfristig nur der Speicherung von etwa so viel Kohlenstoff in diesen neuen Bäumen, wie heute in zwei Jahren via fossile Treib- und Brennstoffe emittiert werden», sagt dieser.
Aufs Bäumepflanzen sollten wir dennoch nicht verzichten, meint Meyer. Denn dafür gibt es auch andere Gründe: «Gerade im Bergwald ist das wichtig, zum Beispiel um den Boden zu stabilisieren oder Siedlungen und andere Infrastrukturen vor Naturgefahren zu schützen.» Doch Bäumepflanzen selbst ist kein simpler Prozess: Die jungen Pflanzen müssen geschützt werden, sollen sie eine Überlebenschance haben: vor Schnee, vor dem Verbiss von Tieren. Zudem heisst es, die richtigen Bäume an richtigen Ort auszuwählen. «Der Baum muss dieselbe genetische Herkunft haben wie die umliegenden Bäume, der Höhe und Exposition angepasst sein und gleichzeitig ein hohes Potenzial haben, um auch im Klimawandel weiterzuwachsen und zu gedeihen.»
Für die Expertin vom Bergwaldprojekt ist es zwar wichtig, dass grossflächig abgeholzte Wälder im Norden wie im Süden der Erde wieder sinnvoll aufgeforstet werden. «Nichts ist aber wertvoller als bestehender Wald.» Denn neu aufgeforstete Flächen zum Beispiel in den Tropen würden viele Jahrzehnte brauchen, bis sie auch nur annähender Weise gleich viel Kohlenstoff speichern können wie der ursprünglich vorhandene Regenwald.
Meyer kommt zu folgendem Schluss: Auch wenn es zahlreiche Angebote zu CO₂-Kompensationen gebe, sei Kompensieren die letzte aller Lösungen. «Um den Klimawandel zu stoppen, führt nichts an einer massiven Reduktion der Emissionen vorbei.»
USZIT unterstützt den Schweizer Wald
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