Was macht der Wald im Winter?

Wir ziehen uns eine Daunenjacke, eine Wollmütze und gefütterte Schuhe an, um uns im Winter vor der Kälte zu schützen. Doch was macht der Wald?

Im Winter wirds ruhig im Wald. Viele Vögel haben sich in den warmen Süden verzogen, kaum mehr ein Gepiepse ist noch zu vernehmen. Die Laubbäume tragen keine Blätter mehr, die im Wind rauschen. Es gibt keine festfreudigen Menschen mehr, die sich einen langen Abend zur lauten Grillparty in einer Waldlichtung treffen und die Kinder frei spielen lassen. Wer in der kalten Winterzeit in den Wald geht, macht das meist joggend oder für einen zügigen Spaziergang – oftmals mit Hund, weil der noch etwas Bewegung braucht. Wenn es dunkel ist, sind Wälder fast menschenleer.

Vögel machen das, wovon Menschen träumen: Sie ziehen in der kalten Jahreszeit ein paar Monate in den warmen Süden. Nach und nach haben sie sich verabschiedet – der Storch machte sich bereits im Spätsommer auf, die Rotkehlchen und Buchfinken folgten spät im Oktober.

Der Wald ist nicht tot. Er schläft nur.

Andere Tiere, die im Wald wohnen, verstecken sich im Winter. Weder ein Igel noch eine Haselmaus ist auszumachen. Sie haben sich in den monatelangen Winterschlaf begeben – den sie vielleicht zwischendurch ganz kurz unterbrechen. 

Sie haben sich im Sommer ein Fettpolster angefressen, von dem sie nun monatelang zehren können. Und sich einen hohlen Baumstamm oder eine Erdhöhle gesucht, den oder die sie mit Heu, Blättern oder Haaren ausgepolstert haben. Zusammengekugelt und mit geschlossenen Augen verbringen sie Woche um Woche. Ihre Körpertemperatur ist auf ein bis neun Grad Celsius abgesunken, ihr Atem langsamer, ihr Herz schlägt nur noch alle paar Sekunden. So verbrauchen sie kaum mehr Energie.

Die Eichhörnchen dagegen machen keinen eigentlichen Winterschlaf, sondern begeben sich in eine Winterruhe. Diese unterbrechen sie täglich für ein bis zwei Stunden, um zu fressen. Den Sommer haben sie genutzt, um einen Vorrat an Nahrung anzulegen. Schlau wie sie sind, haben sie diese auf verschiedene Orte verteilt. Ist ein Lagerplatz von einem anderen Tier geplündert worden oder plötzlich durch einen grossen Stein versperrt, können sie zum nächsten Vorratsplatz pilgern. 

Und die Bäume?

Doch nicht nur Tiere haben Strategien entwickelt, wie sie die kalte, dunkle Jahreszeit überleben können. Auch Bäume wenden Tricks an, um die eisigen Monate mit wenig Sonnenlicht ohne Schaden hinter sich zu bringen. Mit den Vorbereitungen auf den Winter beginnen die Laubbäume jeweils im Herbst. Der Baum zieht alle Stoffe aus den Blättern in den Stamm und vor allem in die Wurzeln zurück. Die gespeicherte Kraft benötigt er im Frühling, um neue Blätter und Knospen zu machen. 

Bäume werfen die Blätter in dieser Jahreszeit ab. Der Laubboden des Herbstes zeugt davon. Die Blätter würden im Winter austrocknen und absterben, da die Wurzeln nicht fähig sind, gefrorenes Wasser aufzusaugen und weiterzuleiten. Oder sie würden bei den ersten Minustemperaturen der Saison bereits erfrieren. Würden Bäume auch im Winter Blätter tragen, könnte sich mehr Schnee auf ihnen ansammeln. In schneereichen Wintern würden damit noch mehr Äste als sonst wegen zu grosser Schneelast abbrechen. Zudem schützt das Laub auf dem Boden die Wurzeln vor zu grosser Kälte, im Frühling dient es auch als natürlicher Dünger für die Bäume.

Nadelbäume behalten mit Ausnahme der Lärche die Nadeln das ganze Jahr über. Die Nadeln sind mit ihrer geringen Oberfläche besser gegen Kälte und Frost geschützt als Blätter. 

Die gefährlichste Zeit für die Bäume ist deshalb weniger der Winter, sondern eher das Frühjahr, wenn der Baum junge Triebe und Knospen treibt. Bei spätem Frost können diese erfrieren.