Die «Bösewichte» in den Schweizer Wäldern
Der Borkenkäfer frisst sich seit Jahrzehnten durch die Schweizer Wälder. Besonders in den 1980ern sorgte er für ein grosses Waldsterben hierzulande. Wie sieht die Situation heute aus und wie können wir den Schädling nachhaltig bekämpfen?
Der gefrässige Borkenkäfer ist nur wenige Millimeter lang und gilt in der Forstwirtschaft als einer der gefährlichsten Schädlinge. Er pflanzt sich in selbst gebohrten Gängen unter der Borke oder im Holz von Bäumen fort und sorgt so seit Jahrzehnten für einen enormen Schaden in den Schweizer Wäldern. In den 1980er-Jahren war das Tier eine der Hauptursachen für das Waldsterben hierzulande.
«Der Borkenkäfer breitet sich grundsätzlich dann grossflächig aus, wenn Bäume bereits geschwächt sind», sagt Lukas Friedli, wissenschaftlichen Mitarbeiter bei WaldSchweiz. «Damals waren vor allem die Luftverschmutzung und der dadurch verursachte saure Regen die Ursachen für den Stress der Bäume.» Die Lage war vor gut 40 Jahren sehr ernst. «Dank dem Handeln der Menschheit und technologischem Fortschritt (z.B. Katalysatoren in Autos) hat sich die Luftverschmutzung zumindest in Europa etwas entschärft.
Lage bleibt angespannt
Doch auch in den vergangenen Jahren haben Borkenkäfer hierzulande grosse Schäden verursacht. «Die Lage bleibt angespannt», so Friedli weiter. «Seit dem Sturm Burglind im Januar 2018 und dem darauffolgenden extremen Trockensommer und Käferbefall konnten nun die angefallenen Holzmengen zumindest grösstenteils verarbeitet werden.» Viele Waldbestände sind angeschlagen, und im Hinblick auf den Klimawandel müsse vermehrt mit solchen Extremereignissen gerechnet werden.
Der Borkenkäfer ist nicht die einzige Herausforderung aus der Natur für die Waldbewirtschaftung. Die Eschenwelke, ein Pilzbefall, kann auch grosse Eschen in wenigen Jahren zum Austrocknen bringen. «Seit dem erstmaligen Nachweis 2008 in der Schweiz sind betroffene Bestände des zweithäufigsten Laubbaums der Schweiz drastisch eingebrochen», erklärt Friedli. Gleiches sei Jahre zuvor mit der Ulme passiert. Dazu kommen verschiedene, auf Baumarten spezialisierte Insekten, die unseren Wäldern zusetzen.
Keine Chemikalien zur Bekämpfung
Und doch: Im Schweizer Wald gibt es zum Glück keine bedrohten Baumarten. «Die Erfahrung mit neuartigen Pilzbefällen hat gezeigt, dass die Bestände betroffener Baumarten zwar einbrechen, sich über die Jahre aber resistente Bäume entwickeln», sagt Friedli. In der Schweiz werden im Wald grundsätzlich keine Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Nur in wenigen Ausnahmefällen ist dies mit einer Bewilligung auf bereits gefällten Stämmen zur Qualitätssicherung erlaubt. «Mischbestände (keine Monokulturen) helfen dabei, dass sich auf bestimmte Baumarten spezialisierte Schädlinge nur begrenzt ausbreiten können.»
Wie können wir Menschen dazu beitragen, dass es unseren Wäldern besser geht? «Man sollte den Wald so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat», sagt Friedli. Keinen Abfall zurücklassen und beim Kauf von Holzprodukten darauf achten, dass es aus Schweizer Holz gefertigt ist und damit aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt.