Pascal hütet den USZIT-Wald

Kindermädchen, Webdesigner, Skilehrer, Forstwart: Pascal Heiniger (34) ist beruflich ein Tausendsassa. Nun kümmert er sich um den USZIT-Wald, der in Zusammenarbeit mit dem Verein Wald und Klima Ursern in Hospental UR entsteht. «Ein wunderbarer Job – aber auch einer der gefährlichsten.»

Auch kranke Bäume fällen gehört zum Beruf des Forstwarts. (Fotos: Remo Buess)

Sturmholz? Käferholz? Begriffe, die wohl die wenigsten schon mal gehört haben. Im Gespräch mit Pascal bekommen sie Gewicht. Er ist Forstwart des Vereins Wald und Klima Ursern. Dieser hat es sich in einer Kooperation mit USZIT und anderen Partnern zum Ziel gesetzt, das unterbewaldete Urserntal aufzuforsten. Ein wunderbarer Job.

Forstwart Pascal Heiniger: Er kümmert sich mit viel Leidenschaft um den USZIT-Wald.

An und für sich habe er aber einen Hochrisiko-Beruf. «Bäume, die vom Sturm geknickt wurden, stehen unter Spannung. Die Motorsäge kann dadurch im Stamm eingeklemmt werden und zurückschnellen. Das ist sehr gefährlich», erklärt der Waldexperte. «Arbeitet man mit Bäumen, die von Käfern zerfressen wurden, kann zudem unvermittelt die Spitze abbrechen, weil der obere Teil vertrocknet ist.»

USZIT unterstützt den Schweizer Wald

USZIT ist nur ein Bier. Aber auch das kann einen Unterschied machen. Bei USZIT glauben wir, dass Zeit im Freien zu verbringen ein wichtiger Teil unserer Identität ist. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Wald zu. Er gleicht uns aus, er gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um unseren Alltag zu bewältigen.

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Mann mit starken Nerven

Der Hüter des USZIT-Waldes ist selber bis jetzt zum Glück vor Unheil verschont geblieben. Anders ein Kollege: «Der Baum fiel beim Fällen wegen der Spannung unerwartet in eine andere Richtung – direkt auf sein Bein.» Fazit: Bruch und Rega-Einsatz. «Vorher musste ich das Bein aber noch freisägen.» Dass Pascal als ehemaliger Skipatrouilleur mit der Rettung von Verletzten vertraut ist, half ihm, einen kühlen Kopf zu bewahren. «Jetzt verstehst du, warum die Versicherungen uns gar nicht gern haben», meint er mit einer Prise Galgenhumor.

Während Pascal erzählt, fährt er sich immer wieder über das von Wind und Sonne gegerbte Gesicht und durch die Haare. Man merkt: Er ist müde und hat eigentlich Ruhe nötig. «Ich habe gerade Skiunterricht gegeben. Und ich war letzte Woche so krank wie schon lange nicht mehr. Aber ich kann nicht lange drin sein», meint er.

Aufgewachsen in Neuseeland

Wenn der 34-Jährige redet, tönt er wie ein Einheimischer. Zwischendurch blitzt hie und da aber mal eine Formulierung auf, die einen stutzen lässt. «Ich bin in Neuseeland aufgewachsen, habe aber Schweizer Eltern. Erst mit 18 bin ich in die Schweiz gekommen», erzählt er. Er habe Skilehrer sein und Leute unterrichten wollen. Fünf Jahre lang sei er dann immer dem Winter nachgereist und so unter anderem in Andermatt gelandet. «Dann brauchte ich mal wieder einen Sommer und ging nach Kanada, wo ich im Restaurant eines Schweizers als Koch gearbeitet habe.»

Der Baumflüsterer: Mit seinem Verein forstet er im Urserntal den Waldbestand auf.

Wieder zurück, habe ihn das Schweizer Militär vor die Entscheidung gestellt: «Entweder für ein Jahr ausreisen oder ab in die RS.» Er wählte die RS, wo er erst bei den Gebirgsrettern und dann bei den Rettungstruppen diente. Zurück im zivilen Leben arbeitete er unter anderem als Bademeister in Luzern. Parallel dazu suchte er sich eine Lehrstelle – und fand eine als Forstwart. Der Anfang war nicht ganz einfach: «Ich musste richtig Deutsch lernen. Aber weil ich in Neuseeland das Gymnasium abgeschlossen hatte, war ich gut in Allgemeinbildung.» Nach seiner Lehre arbeitete er bei einer Gartenbaufirma in Luzern, wo er viel über die Baumpflege lernte.

Von der Nanny zum USZIT-Forstwart

Eines war für ihn jedoch immer klar: Er wollte zurück ins Urserntal. Als ihn ein Skipisten-Kollege aus Andermatt fragte, ob er eine Nanny für seine drei Jahre alten Zwillinge wüsste, fiel Pascal daher nur eine Antwort ein: «Ich machs!» Drei Jahre lang war er danach 100 Prozent Kindermädchen. «Ich habe nicht nur zu den Mädchen geschaut, sondern auch für die Familie gekocht und bin zudem viel mit ihr gereist.»

Plötzlich kam beim Vater der Familie der Wunsch auf, im Urserntal, wo Wald rar ist, für mehr Bäume zu sorgen. «Der Wald und Nachhaltigkeit sind ihm sehr wichtig», erzählt Pascal. «Er sagte, er würde den finanziellen Startschuss geben, sobald wir einen Plan hätten.» Pascal macht sich Gedanken und «mit meinem begrenzten Wissen von Aufforstung eine Präsentation». Danach setzte er sich mit der Korporation Ursern der grössten Landeigentümer im Urserntal zusammen. Schnell war klar: Alle sehen Handlungsbedarf und ziehen am gleichen Strang.

Gemeinsam holte man den Kanton ins Boot, der im Rahmen einer Studie selber nach optimalen Aufforstungsorten im Urserntal gesucht hatte. Resultat: Im Mai 2021 wurde der Verein Wald und Klima Ursern gegründet, der nun auf 58 Hektaren ein Wiederaufforstungsprojekt betreut. Spenden, Corporate Design, Marketing, Webseite: Auch hier kümmert sich Pascal um alles Mögliche. Inzwischen hat er auch eine eigene Firma, die in der Region 35 Webseiten betreut.

Eintrag in der Landkarte möglich

Unterstützung erhält der Baumkenner bei seiner Arbeit von USZIT. «Pro Dose Bier gehen 5 Rappen an den Wald. Das ist cool!» So kann er 3,5 Hektaren Wald wieder aufforsten und auch pflegen, was ihm wichtig ist. Projekte, bei denen für verkaufte Artikel Bäume gepflanzt werden, findet er grundsätzlich gut. Schade sei jedoch, dass die meisten Bäume im Ausland gesetzt werden. «Für Marketingzwecke tönt das zwar toll, aber wer weiss, ob und wie die Setzlinge dann gepflegt werden. Nur etwa jeder Zehnte wächst tatsächlich zu einem Baum heran. Da ist die Pflege essenziell, und darauf legen wir besonderen Wert im Urserntal.» Im Urserntal bestehe zudem die Chance, dass der Wald später einmal offiziell auf der Landkarte eingetragen wird.

Voller Einsatz: Pascal Heiniger bei der Arbeit mit der Wiedehopfhaue
… aber auch die Arbeit mit der Motorsäge hat der USZIT-Forstwart im Griff.
Mit der Tessiner-Gertel bearbeitet er den Waldboden.

Auf die Frage, was sich im USZIT-Wald schon alles getan hat, meint Pascal: «Am Boden ist die Durchmischung bereits hervorragend. Es hat Wacholder, Heidelbeeren und Himbeeren. Die Sorte ist sehr süss.» Bei den Bäumen gebe es bereits Arven sowie Anzeichen von Jungwuchs. «Zum Beispiel von Vogelbeerbäumen. Das ist super, denn die Vogelbeere gilt als die Mutter des Walds, weil sie andere Bäume nicht beeinträchtigt.» Auch Spuren von Bergahorn seien auszumachen. «Davon werden wir im unteren Teil zusätzlich setzen – wie auch Weisstannen.» Zwei Pflanzinseln sollen dazu dienen, die Bäume der Zukunft zu testen. «Ziel ist es, einen stufigen Wald zu bekommen, der in 100 Jahren schön mit jungen und alten Bäumen durchmischt ist.»

Ein kühles Bier nach getaner Arbeit. USZIT unterstützt den Verein Wald und Klima Urserntal.

Auf diese Werkzeuge kommts an

Natürlich wollen wir auch noch wissen, welches die wichtigsten Werkzeuge sind, mit denen Pascal den USZIT-Wald bearbeitet. «Als Forstwart habe ich die Motorsäge im Blut. Bei Aufforstungsarbeiten brauche ich sie aber nur selten. Wichtiger sind da Setzeisen, Tessiner Gertel und Wiedehopfhaue», sagt er. Mit dem Setzeisen könne er schnell und bequem Löcher in die Erde stanzen – genau in der Grösse der Setzlinge. «Den Tessiner Gertel brauche ich, um Gräser und Stauden zu stutzen, die den frisch gesetzten Bäumchen das Licht nehmen. Und die Wiedehopfhaue dient dazu, Wurzeln zu entfernen.»

Ein weiterer Baum im USZIT-Wald ist gepflanzt!

Nun muss Pascal aber los. Zu Hause warten seine Frau und sein drei Monate alter Sohn. «Ich kann es kaum erwarten, Dominic den Wald zu zeigen», sagt er. Die Vorfreude steht dem USZIT-Forstwart ins Gesicht geschrieben.


Frag den Forstwart

Warum gibt es so wenig Wald in Andermatt?
«Ab dem 11. Jahrhundert war plötzlich kein Wald mehr da. Man weiss nicht genau, warum. Eine Theorie macht die Armeen verantwortlich, die durch Andermatt gekommen sind. Es gibt aber keine Aufzeichnungen darüber. Plausibler ist, dass die Einheimischen den Wald selber abgeholzt haben, um mehr Weidefläche zu gewinnen. Denn die Andermatt-Hospental-Südachse war für die Rosskutschen der einzige Weg in den Süden. Und Heu war damals wie Benzin heute. Es wurde auch sehr teuer verkauft.»

Was ist etwas vom Besten am Beruf?
«Eindeutig der Mittagsschlaf! Das ist der beste Schlaf des Tages! Als Forstwart picknickt man zum Zmittag maximal eine Viertelstunde kalt aus dem Rucksack und benutzt diesen nachher als Kopfkissen für den Mittagsschlaf. Alle Forstwarte machen das so. Ich halte übrigens auch an meinen Bürotagen einen Mittagsschlaf. Ich bin sonst nichts wert am Nachmittag, weil ich mich so daran gewöhnt habe.»

Wie ist es im Dunkeln im Wald?
«Ich habe keine Angst im Wald, ich fühle mich dort sicher. Während meiner Lehre bin ich morgens meist im Dunkeln losgelaufen, wenn ich den Wald in der Höhe pflegen musste. Ich lief dann eineinhalb Stunden den Berg hoch – die Motorsäge in der einen und das ‹Moschtchäntli› in der anderen Hand. Anfang Saison geriet ich dabei noch ausser Atem, Ende Saison nicht mehr. Heute bin ich aber nicht mehr so viel da oben unterwegs.»

Was gefällt dir am Wald?
«Unter anderem, dass er die Temperatur reguliert. Wenn es kalt ist, ist es im Wald wärmer als rundherum. Deshalb zieht sich das Wild im Winter auch dahin zurück. Im Sommer ist es im Wald dafür schön kühl. Das ist sehr angenehm.»