Das richten die Unwetter in unserem Wald an
Was für ein Regen. Was für ein Sommer. Welche Auswirkungen haben die Unwetter des Jahres 2021 auf den Schweizer Wald?
Starkregen, Gewitter, Hagel, mehrmals pro Woche: Das Wetter im (sogenannten) Sommer 2021 hat in vielen Teilen der Schweiz Schäden angerichtet. Keller wurden überflutet, Autos zerstört, Verkehrswege unterbrochen.
Und Wälder wurden ausgedünnt. Besonders augenfällig am 13. Juli, als Zürich und Umgebung eine stürmische Gewitternacht erlebten. Am Käferberg fielen beispielsweise unzählige Bäume aufgrund der starken Winde, am Uetliberg sind Schneisen zu sehen.
«Die Reserven können wieder aufgebaut werden»
Ausgerechnet in diesem Jahr entsteht im Kanton Luzern der «Wald der Zukunft». Das Projekt von WWF Schweiz und der Luzerner Dienststelle für Landwirtschaft und Wald (lawa) wird durch fünf Rappen pro verkaufter USZIT-Dose unterstützt.
Ein Glück: Die Anfang Frühling gesetzten Bäume, sind noch so klein, dass sie wenig exponiert sind.
Im Luzerner Wald sind die Spuren der Unwetter aber natürlich sichtbar, wie Adrian Kempf, Leiter Waldregion Mittelland bei der lawa, erklärt. «Die Gewitter mit starkem Hagel haben lokal zwischen Wolhusen und Willisau und bei Beromünster gebietsweise starke Schäden angerichtet.» Die Laubwälder würden fast so nackt wie im Winter dastehen, das Laub sei weggehagelt worden. Den Nadelbäumen wurden die jungen Triebe weggeputzt. Am Boden: ein grüner Teppich aus Zweigen.
«Bei den Bäumen wird es dieses Jahr Zuwachsverluste geben, einige Jungbäume werden absterben, die meisten werden sich aber in den nächsten Jahren erholen», führt Kempf aus.
Langfristig sieht er im wenig sommerlichen Wetter sogar in erster Linie Gutes: «Die Bäume profitieren vom vielen Wasser und den eher mässigen Temperaturen. Die Reserven können wieder aufgebaut werden, nachdem sie nach dem heissen und trockenen Sommer 2018 und in den Folgejahren verbraucht wurden.» Die Folge: Die Wälder zeigen sich in einem kräftigen Grün, die Pflanzungen sind gut angewachsen, und es gibt kaum Ausfälle.
«Die Auswirkungen des Klimawandels»
Ebenfalls von USZIT unterstützt wird das Bergwaldprojekt. Unmittelbare Schäden am alpinen Schutzwald gebe es nur wenige zu beklagen, sagt die Kommunikationsverantwortliche Dunja Meyer. Auch in den Unwetter-Wochen haben weiterhin Freiwilligeneinsätze in den Bergen stattgefunden, «da hat es halt viel geregnet».
Meyer verweist aber auf die wichtige Funktion des Schutzwaldes. «Wald nimmt starke Niederschläge besser auf als Wiesen – und er gibt das Wasser dosierter wieder ab», beginnt sie. Oder anders gesagt: Der Wald ist der bessere Schwamm als die Wiese. Da es gerade in den bergigen Regionen oft regnet, dient der Schutzwald als eine Art Reservoir. Am schlimmsten sind aber versiegelte Böden, also asphaltierte Flächen, die nehmen gar kein Wasser auf, sondern es muss alles als Oberflächenwasser abfliessen.«Die Menschen in den städtischen Gebieten werden die enormen Wassermassen gesehen haben, die in den letzten Wochen durch Seen und Flüsse trieben. Ohne einen starken Bergwald wäre noch viel mehr Wasser ins Flachland gekommen.» Könnte der Bergwald in den Kantonen Glarus und Graubünden seine Funktion nicht mehr so wie heute ausüben, dann könnte Zürich bei einer solchen Wetterlage massiv überschwemmt werden.
Ein Angstmacher-Szenario? Von wegen. Meyer sagt einerseits: «Was wir hier sehen, sind die Auswirkungen des Klimawandels.» Und andererseits: «Vor wenigen Wochen ist der Wald-Wild-Bericht fürs Prättigau und die Bündner Herrschaft erschienen. Demnach fällt dort bei rund 60 Prozent des Waldes die künftige Baumgeneration aus, weil die Wildtiere den Bestand der Jungbäume zu stark abgefressen haben.» Was aufzeigt, wie fragil der Bergwald ist.
Bilder: Marcel Gigon, Urs Felder, Shutterstock