Die meisten Frösche, Kröten, Unken und Molche sind bedroht. Damit sie überleben können, brauchen sie geeignete Feuchtgebiete. Im Luzerner Chüsenrainwald entsteht nun eine ganze Weiherlandschaft und somit wertvoller Lebensraum für Amphibien.
In den vergangenen 100 Jahren sind in der Schweiz über 90 Prozent aller Feuchtgebiete verschwunden. Zahlreiche Moorgebiete und Riedwiesen wurden mit Gräben entwässert, Weiher und Tümpel trockengelegt. «Ausserhalb des Waldes wollte man Kulturland und Siedlungsraum gewinnen, und in den drainierten Waldgebieten wollte man vor allem den Standort für die Holzproduktion verbessern», sagt Adrian Kempf, Leiter Waldregion Mittelland beim Kanton Luzern. Durch diese Massnahmen wurden sehr viele Lebensräume von Amphibien zerstört. «14 der 19 einheimischen Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, der Laubfrosch ist im Kanton Luzern ganz verschwunden.»
Die Gefährdung von Amphibien und ihr Verschwinden reisst ein empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette. «Jede Tier- und Pflanzenart hat im Ökosystem eine Funktion», sagt Kempf. «Es ist ein Netzwerk, das sich wie ein Spinnennetz stabilisiert. Wenn viele Knotenpunkte nicht mehr da sind, gibt es eine Kettenreaktion.» Verschwinden beispielsweise Frösche, hat die Ringelnatter kein Futter mehr.
Neue Gewässer für Amphibien
Will man Amphibien und somit auch viele andere Tierarten schützen, müssen Feuchtgebiete erhalten und aufgewertet werden. «Der Bau von neuen Weihern und Tümpeln als Laichgewässer und Lebensraum ist eine einfache und sehr effektive Massnahme, um ihren Lebensraum zurückzugewinnen», sagt Kempf. «In den vergangenen fünf Jahren haben wir in den Luzerner Wäldern über 50 Weiher gebaut», so der Forstingenieur. Zehn weitere sind allein für dieses Jahr geplant.
Im Chüsenrainwald entsteht im Herbst gar eine Weiherlandschaft. Dort wurde vor drei Jahren bereits eine Pflanzung mit seltenen und ökologisch wertvollen Baumarten realisiert. Möglich gemacht wurde dies vom «Wald der Zukunft» – einem Waldprojekt von WWF Schweiz und der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald, das von USZIT finanziell unterstützt wird.
USZIT unterstützt den Schweizer Wald
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Mehr erfahrenIn Chüsenrainwald wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Waldweiher gebaut. «Diese wurden von der Natur sehr gut angenommen», sagt Kempf. «Damit sich die Tierarten auch genetisch austauschen können, ist es sinnvoll, weitere Gewässer zu bauen.» Der Wald besteht zum Teil aus Moorgebiet und wurde vor vielen Jahren entwässert. «Wo früher bereits Feuchtgebiete waren, eignet sich der Boden besonders gut für neue Weiher», sagt der Fachbereichsleiter Waldbiodiversität.
Die im lehmigen, wasserundurchlässigen Boden angelegten Mulden sehen im ersten Moment wie eine grosse, kahle Baustelle aus. Sie füllen sich jedoch in kürzester Zeit auf natürliche Weise mit Wasser. Schon bald werden die Weiher von Tieren und Pflanzen besiedelt und bilden wertvolle Fortpflanzungsgewässer und neue Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. «Wichtig zu betonen ist es, dass wir nur mit Material vor Ort arbeiten», sagt Kempf. «Wir führen nichts in den Wald hinein und auch nichts wieder raus.» Einzig für die Renaturierung müssen Bagger auffahren, doch es ist immer noch ein ökologisches Projekt mit wenig Transport.
Auch wir Menschen profitieren
Vom Bau der neuen Waldweiher profitieren viele Tier- und Pflanzenarten, insbesondere Amphibien wie der Grasfrosch, der Wasserfrosch, die Erdkröte, der Bergmolch und der Fadenmolch sowie die sehr seltene Gelbbauchunke (diese kommt im Gebiet Chüsenrainwald nicht vor) und die ebenfalls seltene Ringelnatter. «Auch verbreitete Wildarten wie Fuchs, Reh, Dachs und Marder nehmen das Weiherwasser dankend als Trinkquelle an», sagt der Fachbereichsleiter Waldbiodiversität.
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Doch auch für uns Menschen sind Feuchtgebiete wichtig. Sie filtern und speichern Wasser und schützen uns damit vor Überschwemmungen und Trockenheit. «Und nicht zuletzt sind Weiher auch etwas Schönes zum Anschauen», sagt Kempf. «Im Wald machen viele Menschen bei einem Weiher halt, tanken Energie und freuen sich, wenn sie eine Libelle übers Wasser fliegen sehen oder Frösche quaken hören.»
Fische haben in einem Weiher nichts zu suchen
Doch leider gibt es auch immer wieder Menschen, die Goldfische oder Kois in Waldweihern aussetzen. Das ist nicht nur verboten, sondern auch sehr schädlich. «Ausgesetzte Fische fressen teils ganze Weiher leer und bedrohen damit seltene Amphibien- und Insektenarten», sagt Kempf. Der ökologische Nutzen eines Weihers nimmt dadurch sehr stark ab. «Die Leute meinen es vielleicht gut, doch sollte man Goldfische oder Kois wie jedes andere Tier auch artgerecht in den Tierhandel zurückgeben.»